In der zweiten Frauenbewegung wurde damit begonnen, die Emanzipation der Frau vom Körper her zu denken. Befreit ist die weiblich gelesene Person erst dann, wenn die gewaltförmigen Muster des patriarchalen Herrschaftssystems körperlich überwunden sind - wenn Körper sich wehren und selbst verteidigen.
In den 70er Jahren wurden die ersten Dojos in Berlin gegründet: in der asiatischen Kampfkunst wie Karate, Judo oder Aikido ist es der Raum, in dem das Training stattfindet. Es sind Orte, die als Gegenräume gegen die heteronormative Sportkultur fungierten. Trainiert wurde das in Kanada entwickelte WenDo. WenDo beinhaltet Techniken zur Selbstverteidigung und Selbstbehauptung, die explizit von Frauen an Frauen weitergegeben werden sollten. Es wurden queere, trans* und queer-feministische Sporträume, die aus historischer Perspektive, aber auch heute noch eine Verankerung sind für die Auseinandersetzung um queere Identitäten oder Identitätsbildungen.
In the second women's movement, the emancipation of women began to be thought of from the perspective of the body. A person read as female is only liberated when the violent patterns of the patriarchal power system are physically overcome—when bodies resist and defend themselves. In the 1970s, the first dojos were founded in Berlin: in Asian martial arts such as karate, judo, or aikido, it is the space where training takes place. These were spaces that functioned as counterspaces against the heteronormative sports culture. The WenDo technique, developed in Canada, was trained. WenDo includes techniques for self-defense and self-assertion that were explicitly meant to be passed from women to women. Queer, trans*, and queer-feminist sports spaces were created, which from a historical perspective, and still today, serve as a foundation for the exploration of queer identities or identity formation.
Time: 1970s-1980s
Lat: 52.489302530061,
Long: 13.358695197253
Published: 13.07.2024
Audio: Deutsch
Directed by/Regie Maxi Obexer
With voices from/Stimme von Stefania Maffeis (Speaker/Sprecherin); Veronika Springmann (Historian/Historikerin); Nives Bercht, Bärbel Düsing, Birgit Halberstadt, Ulrike Klöppel (Trainers/Trainerinnen)
Music selection/Musikauswahl FRZNTE
Sound and Post-production/Sound, Ton und Technik Tobias Purfürst
Bärbel Düsing [00:00:00] Wir machen uns bereit für die Grundschule. Dann geht es los mit einem Schlag. Ich hebe meinen Arm hoch, dann setze ich ihn sanft ab. Meine Wirbelsäule drückt dabei nach unten und gibt mir Kraft.
Stefania [00:00:54] Das feministische Dojo wurde in den 1970er Jahren gegründet, damit Frauen Kampfsport lernen können. "Dojo" ist ein japanisches Wort und bedeutet "Ort des Weges". In den 1970er Jahren wurde in Kanada auch WenDo entwickelt. Das heißt "Weg der Frauen" und ist Selbstverteidigung für Frauen, von Frauen unterrichtet. Diese Orte sind anders als normale Sportorte und bieten Platz für queere und feministische Menschen.
Julia Dahlhaus [00:02:17] Denkt an das Wichtigste im Leben: den Rumpf. Alles muss fest sein. Wenn ich hoch möchte, benutze ich meinen Rumpf wie einen Fahrstuhl. Ich fahre hoch und runter mit dem Rumpf.
Stefania [00:02:48] Am 24. Januar 1976 wurde in Westberlin der Verein "Selbstverteidigung für Frauen" gegründet. Frauen trainierten vorher im Lesbischen Aktionszentrum. Es gab bald mehr Gruppen wie Schokosport in Berlin und Frauen in Bewegung in Frankfurt. Diese Gruppen halfen Frauen, stärker zu werden.
Bärbel Düsing [00:03:38] Schlag ins Knie, Tritt zur Seite und Schlag ins Gesicht. Ich heiße Bärbel Düsing. Ich bin Trainerin für Selbstverteidigung und Karate. Ich trainiere in der Schokofabrik und bei Kia e.V. und gebe viele Workshops. Im Training lernt man durch Wiederholung, damit der Körper automatisch reagiert, wenn es nötig ist.
Veronika [00:06:58] Sport und Selbstverteidigung helfen Frauen, ihren Körper zu verteidigen und sich stark zu fühlen. Wir wollten sicher sein und Orte erobern, die vorher für Frauen nicht zugänglich waren.
Nives Bercht [00:07:49] Ich heiße Nives Bercht und bin WenDo- und Yogalehrerin. Seit 30 Jahren unterrichte ich WenDo in Berlin. In den 1980er Jahren habe ich Kickboxen und Street Fighting gelernt und weitergegeben. 90 % der Kommunikation ist Körpersprache. Es ist wichtig, dass der Körper zeigt, was man will.
Bärbel Düsing [00:09:25] Wenn ich zuschlage, mache ich das mit Kraft. Ich bin das Ding, das hier stößt!
Birgit Halberstadt [00:10:01] Ich heiße Birgit Halberstadt und mache seit 1983 WenDo. Am Anfang haben wir es kostenlos unterrichtet. WenDo ist Aktivismus. Es war zuerst für Frauen und Lesben. In den 1990er Jahren wurde es für Mädchen und Frauen unterschiedlicher Hintergründe geöffnet.
Ulrike Klöppel [00:13:10] Ich heiße Ulrike Klöppel und bin Kung Fu Trainerin. Ich trainiere bei Trans Inter Queer e.V. und Schandau e.V. Unser Kung Fu ist ein weicher Stil, der Verletzungen minimiert und für alle offen ist, besonders für trans, inter und queere Menschen. Es geht darum, sich wohl in seinem Körper zu fühlen und Spaß am Training zu haben.
Bärbel Düsing [00:15:46] Schlag!
Bärbel Düsing [00:15:49] Sehr gut, das habt ihr super gemacht.
Bärbel Düsing [00:00:00] So. Wir stellen uns auf zur Grundschule. Dann geht's los mit cattle sun zucki ... etsch. Etsch - hook …. Das Erste ist, ich ziehe den hoch … Und das Zweite ist: Wenn ich absetze, geht meine Wirbelsäule nach unten und macht power! Ich setze trotzdem sanft auf, aber ich hab Druck und ich hau wirklich rein. Okay?
Stefania [00:00:54] Das feministische Dojo ist ein Raum, der in den 1970 er Jahren gegründet wurde, um Frauen die Möglichkeit zu geben, feministischen Kampfsport zu erlernen. Der Begriff „Dojo“ kommt aus dem Japanischen und bedeutet der „Ort des Weges“. Es bezeichnet in der traditionellen Kampfkunst also Kampfkünsten wie Karate, Judo oder Aikido, den Raum, in dem das Training stattfindet. Ebenfalls in den 1970er Jahren wurde in Kanada WenDo entwickelt und meint den „Weg der Frauen". WenDo beinhaltet Techniken zur Selbstverteidigung und Selbstbehauptung, die explizit von Frauen an Frauen weitergegeben werden sollten. Es sind Räume, die als „Gegenorte“ (counter sites) innerhalb heteronormative Sportstrukturen fungieren. Heterotopien, wie Michel Foucault sie nennt, also Orte, die sich allem anderen widersetzen, es in gewisser Weise ersetzen oder neutralisieren. Solche Gegenorte funktionieren als queer-feministische Verankerungen, die explizit gegen eine heteronormative Sportkultur gegründet und etabliert wurden. Es wurden queere, trans* und queerfeministische Sporträume, die aus historischer Perspektive, aber auch heute noch Platz und Gelegenheit bieten, für die Auseinandersetzung um queere Identitäten oder Identitätsbildungen.
Julia Dahlhaus [00:02:17] Genau so. Wir denken wieder an das Wichtigste im Leben. Den Rumpf!
Das heißt: Alles was ihr hier habt, ist fest.
Das heißt, wenn ich hier hoch will, dann brauche ich gar nichts.
brauche ich gar nicht, ah meine Beine, die brauch ich gar nicht, sondern ich fahr den Fahrstuhl hoch. Ich fahr den Fahrstuhl runter. Okay, also immer daran denken, was brauch ich? Das brauch ich. Den Rumpf. Ich mach zack, dann bin ich oben.
Stefania [00:02:48] Am 24. Januar 1976 wurde in Westberlin der Verein „Selbstverteidigung für Frauen“ gegründet. Einige Frauen hatten bereits davor gemeinsam in den Räumen des Lesbischen Aktionszentrums trainiert. Diesem sehr spezifischen Ort folgten bald darauf weitere Gründungen, wie beispielsweise Schokosport in Berlin, Frauen in Bewegung in Frankfurt oder auch in Hamburg. Vereinen mit einem breiten Sportsangebot folgten, wie der explizit schwul-lesbische Verein Vorspiel (1986) und schließlich Seitenwechsel (1988), beide in Berlin. Diese Gründung war eng verzahnt mit der Auseinandersetzung zur Gewalt gegen Frauen innerhalb der zweiten Frauenbewegung und sollte entsprechend Raum für Empowerment geben.
Bärbel Düsing [00:03:38] Surikumi soktu ins Knie, seitwärts Fußtritt übersetzt ...und dann Urakeni auf die Nase ... So, jetzt habens wir's, supi…
[00:03:54] Ich heiße Bärbel Düsing. Und ich bin Trainerin für Selbstverteidigung und Karate. Ich gebe Training in der Schokofabrik und bei Kia e.V. Und ich mache sehr viele Workshops, Selbstverteidigungsworkshops mit verschiedenen Gruppen. Kizami-zuki oder Gyakuzuki oder Junzuki oder Maegeri, Mawashigeri, Ushirogeri - das sind Fußtritte, die ersten sind Handtechniken gewesen. Jodan Uke das wäre ein Block nach oben als Schutz vor einem Schlag ins Gesicht….
Das hängt damit zusammen, dass das Training so aufgebaut ist, dass man durch eine Grundschule durchläuft und die soll vermitteln, wie sie ihren Körper wirklich mit einer Einfachheit einer Technik optimiert fühlen. Also deswegen der Rhythmus, deshalb diese Ansagen, die Kommandos, die man gibt. Kommandos haben also keinen militärischen oder Gehorsamsgrund oder sowas, sondern: ich bin der Impuls für das, was sie tun sollen. Sie sollen also nicht so viel denken, in Anführungsstrichen, nicht im Sinne von: "So, jetzt mach ich das irgendwann mal", sondern der Impuls ist der Gegner, der sich bewegt, der irgendwas tut, und ich reagiere darauf. Damit lernt man schnell auf etwas zu reagieren, wenn ein Impuls kommt, das macht, dass man einen schnellen Start hat, wenn man loslegt, und das ist der Sinn davon, und die Rhythmik soll den Körper einüben, d.h. ich soll das immer wieder machen, immer wieder wiederholen, damit ich am Ende nicht denken muss, wenn ich mich wehre, sondern es im Körper drin ist, und der Körper es kann, selbst wenn ich da oben im Kopf auf Flucht oder Angriff umschalte. Man ist ja aufgeregt in Kampfsituationen, und da nutzt einen das reine intellektuelle Wissen nicht mehr so viel. Also Menschen sind unterschiedlich, manche kriegen schnell die Leitung unterbrochen im Kopf, manche können noch gut denken, aber insgesamt, wenn so ein Kampf kommt, ist das nicht mehr das Richtige, dass der Kopf noch lange denkt, denn Denken verlangsamt Bewegungen. Und das würde nichts nützen in einem Kampf. Und deshalb ist es sinnvoll, wenn der Körper das eingelernt hat und abrufen kann. Es gibt also zwei Bewusstseine, das eine ist das Gehirn, in dem Sinne, wie wir es verwenden, also ich kann vorausschauend Dinge tun, planen, ich kann Wissen anhäufen und es abrufen, und das Zweite ist der Körper, der auch ein Bewusstsein hat, und die Bewegungen mechanisch speichert und sie dann zur Verfügung hat, wenn man sie braucht.
[00:06:39] Dann geht's los. Ich.
Veronika [00:06:58] Sport, Kampfkunst, Selbstverteidigung? War oder ist es immer noch ein Körpertraining, das vor allen Dingen dazu dient, nicht nur den weiblichen Körper zu befreien, sondern dir ein Gefühl dafür zu geben, dass du einen Körper hast, der dir selbst gehört und damit das Recht darauf hast, deine Grenzen nach außen natürlich auch zu verteidigen.
Wir wollten die Nacht zurück. Wir wollten Räume erobern, die bis dato als für Frauen unzugänglich galten den öffentlichen Raum, den öffentlichen Raum. Und damit natürlich auch ein öffentlich sichtbarer Körper sein und das Recht darauf haben, uns und unseren Körper selbst zu verteidigen.
Nives Bercht [00:07:49] Ich heiße Nives Bercht und bin Freiberufliche WenDo und Yogalehrerin. Das ist das, was ich so mache. Seit. Seit 30 Jahren unterrichte ich WenDo in Berlin
00:38 Ich habe tatsächlich in den 80er Jahren angefangen, mit anderen, die auch Übergriffe auf der Straße erlebt haben - und die gab es da eben auch schon, mich zu organisieren. Und in der Zeit, das war dann so Mitte der 80er, gab es einfach viel selbstorganisierte Kickboxstrukturen. Es gab Kampfkunst Camps, die in den Niederlanden waren und da habe ich dann einfach Street Fighting gelernt, Kickboxen, und wir haben alles, was wir gelernt haben, immer sofort weitergegeben. Und es ging natürlich nicht nur um Techniken, sondern es ging auch um inhaltliche Diskussionen. Was wollen wir? Wie wollen wir was verändern? Welche Utopien haben wir?
90 % der Kommunikation ist Körpersprache. Und egal was du sagst, die Menschen werden immer deinem Körper glauben. Also wenn du lächelst und jemanden freundlich über die Schulter gefühlt anflirtest, auch wenn du es vielleicht gar nicht willst, und sagst nein, dann wird er deinem Körper glauben. Und Stimmen lassen sich trainieren, dass ich wirklich ein energisches Nein sage und ein energisches Stopp und dass mein Körper das auch ausdrückt. Und dann hat es total viel Power.
Bärbel Düsing [00:09:25] So. Wenn ich komme, und will das machen, dann mach ich nicht: ich komm irgendwie nach vorne und jetzt hau ich mal mit den Ärmchen, sondern ich komme und ich will das tun. Ich will das tun. Das heißt, das Ding wackelt dann ordentlich. Ich bin das Ding, das hier stößt!
Birgit Halberstadt [00:10:01] Ich bin Birgit Halberstadt, ich bin 65 Jahre alt, und mache WenDo seit 1983.
Wir hatten am Anfang drei Trainerinnen, die sind dann irgendwann aus Göttingen weggegangen und wir haben dann als Gruppe, sozusagen als Kollektiv WenDo unterrichtet, in den Achtzigern und wir haben es umsonst gemacht. Also das war ganz viel politische Arbeit, WenDo ist Aktivismus, da nimmst du kein Geld für… Es war erstmal für Frauen Lesben. In den 80er Jahren wurde das L-Wort kaum erwähnt. Wir haben noch in den 90er Jahren dafür gekämpft, dass auch das Wort Lesbe mal im Programm steht. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen, aber es war ein sehr tabuisiertes - allein Homosexualität war sehr tabuisiert.
Letztendlich waren viele Trainerinnen Lesben, aber nicht nur. Und da gab's auch Ende der 80er - Anfang der 90er, dass gesagt wurde, nur Lesben sollten WenDo - Trainerinnen werden, weil ja auch Heteras mit dem Feind schlafen. Mädchen kamen ziemlich schnell, weil logischerweise da sieht man halt auch. Es gab natürlich dann auch schon engagierte Hetera die sagten, ich will das auch für meine Tochter. (…) Ziemlich schnell gab's auch Mädchen WenDo Kurse und da natürlich auch Weiterbildung, weil du hast auch eine andere Verantwortung, wenn du mit Kindern arbeitest, weil da hast du auch noch das Machtverhältnis Erwachsene-Kind. Insgesamt hat sich das natürlich immer mehr differenziert, also in dem Maße, wo dann auch klar wurde, Frauen können auch Täterin sein. Es kann auch Gewalt unter Frauen geben. Frauen sind genauso rassistisch wie Männer und auch untereinander. Es gibt nicht das Kollektiv der Frauen, die alle gleich sind. Überhaupt nicht. Es gibt unglaublich verschiedene Privilegien jetzt in dieser Gesellschaft. Zum Beispiel. Ob du jetzt einen deutschen Pass hast, was für eine Hautfarbe, wie viel Geld von den Eltern her mitbringst usw. Und das ist zunehmend auch Thema geworden. Aber das wurde natürlich in den WenDo-kursen sehr kontrovers diskutiert. Meiner Erinnerung, nach so um 2000 rum, kam langsam das Thema, da haben sich zwei drei Trainerinnen als Trans geoutet, also Trainerin und da ging's dann echt ab, weil davor Rassismus, Ausgrenzung, Frau mit Behinderung, diese ganzen Themen, die konnte man auch irgendwie, auch wenn das sehr unterschiedlich diskutiert wurde, in den WenDo Zusammenhängen konnte man das noch in irgendeiner Form handeln. Aber als dann eben ein paar sich als trans Männlichkeiten sag ich mal geoutet haben, ging es richtig ab.
Ulrike Klöppel [00:13:10] Ja. Also, mein Name ist Ulrike Klöppel. Und ich bin Kung Fu Trainerin bei. Eine Gruppe, die angesiedelt ist bei Trans Inter Queer e.V. Trick e.V. Und zugleich auch an den großen Verein Schandau e.V. - Weg zur Quelle heißt das und ist der Verein, in dem ich diesen Kung Fu Stil erlernt habe. Bei Trick ist es eine Gruppe, die für Trans Interqueers and friends gedacht ist, mit der Erweiterung inzwischen non binary auch. Ja, genau so viel ist nur.
[00:01:20 - bis 02:05 ] Also in allererster Linie ist es einfach ein Kung Fu Training, das noch mal diesen Schwerpunkt darauf legt, im welcoming zu sein und spezifisch eben einen Ort, einen Raum zu bieten für trans, inter, queer, non binary Personen. Einfach auch aus der Erfahrung heraus, die es damals eben gab. Als ich das gegründet habe, gab es eben noch keine Kampfkunst Räume, die so dezidiert offen waren und für diese Gruppen. Ich glaube, ich war einfach auch die erste damit, die damit begann, das explizit das zu öffnen.
Kung Fu als solches oder zumindest der Stil, wie ich ihn verstehe und unterrichte ist, dass es sich um einen sehr weichen Stil handelt oder rund - das ist vielleicht die bessere Bezeichnung dafür, und dass ich ihn begreife insofern, als dass es nicht darum geht, mit Härte auf Härte zu auf den harten Angriff zu reagieren. Das heißt, ich würde auch sagen, es ist zugleich eigentlich ein sehr gesundheitsbewusstes Training, also das versucht eben, Verletzungen zu minimieren. Und deswegen glaube ich, ist es auch geeignet für Menschen, die möglicherweise besonders verschüchtert sind, was ihre Körperlichkeit anbetrifft.
Und ich denke, so ein Training kann wirklich dazu dienen, sich mit seiner Körperlichkeit wohler zu fühlen, also ein besseres Selbstbewusstsein zu entwickeln. Auf der Basis von einer weichen und flexiblen Körperarbeit, also zum Beispiel bei Angriffen wirklich auch verschiedene Antwortmöglichkeiten parat zu haben, insbesondere auch ein Ausweichen und wieder Reingehen. Auch dass immer, auch wenn ich zur Seite gehe und erst mal ausweiche, auch immer die Entscheidung offen lässt: Will ich diesen Kampf überhaupt annehmen oder deeskaliere ich lieber? Das sind ja Prinzipien, die mir total wichtig sind. Ja. Abgesehen davon geht es auch darum, möglichst auch Spaß zu haben im Training. Also wir lachen auch viel zusammen.
[00:15:46] Naigiri Ma washi tsuki !
[00:15:49] Sehr gut, das habt ihr super gemacht.
Bärbel Düsing [00:00:00] So. Let's get ready for the basics. We'll start with cattle sun zucki ... etsch. Etsch - hook …. The first thing is, I pull it up ... And the second thing is: When I set it down, my spine goes down and makes power! I still set it down gently, but I have pressure and I really hit hard. Okay?
Stefania [00:00:54] "The feminist dojo is a space that was founded in the 1970s to give women the opportunity to learn feminist martial arts. The term 'dojo' comes from Japanese and means 'the place of the way.' In traditional martial arts, such as Karate, Judo, or Aikido, it refers to the space where training takes place. Similarly, in the 1970s, WenDo was developed in Canada, meaning 'the way of women.' WenDo includes self-defense and self-assertion techniques that were explicitly meant to be taught by women to women. These spaces function as 'counter sites' within heteronormative sports structures. Michel Foucault calls them heterotopias, places that resist, replace, or neutralize everything else in some way. Such counter sites serve as queer-feminist anchors, explicitly founded and established against a heteronormative sports culture. They provided queer, trans, and queer-feminist sports spaces, offering room and opportunities for exploring queer identities or identity formations from a historical perspective and still today."
Julia Dahlhaus [00:02:17] Exactly. We think again about the most important thing in life: the torso! This means everything you have here is firm. That means when I want to go up here, I don't need anything. I don't need my legs, but rather I take the elevator up. I take the elevator down. Okay, so always remember, what do I need? I need the torso. I do it fast, and then I'm up.
Stefania [00:02:48] On January 24, 1976, the association 'Self-Defense for Women' was founded in West Berlin. Some women had already been training together in the spaces of the Lesbian Action Center before that. This very specific place was soon followed by other foundations, such as Schokosport in Berlin, Frauen in Bewegung in Frankfurt, or in Hamburg. Clubs with a wide range of sports offers followed, like the explicitly gay-lesbian club Vorspiel (1986) and eventually Seitenwechsel (1988), both in Berlin. This foundation was closely linked to the discussion of violence against women within the second women's movement and was meant to provide space for empowerment.
Bärbel Düsing [00:03:38] Surikumi soktu into the knee, sideways kick translated ... and then Urakeni to the nose ... So, now we've got it, great…
[00:03:54] My name is Bärbel Düsing. And I am a trainer for self-defense and karate. I give training at the Schokofabrik and at Kia e.V. And I conduct many workshops, self-defense workshops with various groups. Kizami-zuki or Gyakuzuki or Junzuki or Maegeri, Mawashigeri, Ushirogeri - these are kicks, the first ones were hand techniques. Jodan Uke would be an upward block as protection against a blow to the face… It has to do with the training being structured in a way that you go through basic training which should convey how to feel their body optimized with the simplicity of a technique. Hence the rhythm, hence the commands that are given. Commands do not have a military or obedience basis or anything like that; rather, I am the impulse for what they should do. They shouldn't think too much, in quotes, not in the sense of: 'So, now I'll do this sometime,' but the impulse is the opponent who moves, who does something, and I react to it. This way, you learn to react quickly to something when an impulse comes, making you have a quick start when you take off, and that's the point of it, and the rhythm is to train the body, that means I should do it over and over again, keep repeating, so that in the end I don't have to think when I defend myself, but it's in the body, and the body can do it, even when my head switches to flight or fight. You're excited in fight situations, and pure intellectual knowledge doesn't help much then. So people are different, some quickly lose connection in the head, some can still think well, but overall, when a fight comes, it's no longer right for the head to think for a long time, because thinking slows down movements. And that would be of no use in a fight. And that's why it's useful if the body has learned it and can recall it. There are two consciousnesses, one is the brain, in the sense we use it, so I can do things ahead of time, plan, I can accumulate knowledge and recall it, and the second is the body, which also has a consciousness and mechanically stores the movements and then has them available when needed.
[00:06:39] Let's get started.
Veronika [00:06:58] Sport, martial arts, self-defense? It was or still is body training that primarily serves not only to free the female body but also to give you the feeling that you have a body that belongs to you and thus the right to defend your boundaries externally.
We wanted the night back. We wanted to conquer spaces that were previously considered inaccessible to women, the public space, the public space. And thus also be a publicly visible body and have the right to defend ourselves and our bodies.
Nives Bercht [00:07:49] My name is Nives Bercht and I am a freelance WenDo and yoga teacher. That's what I do. For 30 years, I have been teaching WenDo in Berlin. I actually started in the 80s, with others who also experienced assaults on the street - and they existed then too, organizing myself. And at that time, which was in the mid-80s, there were simply a lot of self-organized kickboxing structures. There were martial arts camps that were in the Netherlands, and that's where I learned street fighting, kickboxing, and we always passed on everything we learned immediately. And of course, it was not just about techniques, but also about substantive discussions. What do we want? How do we want to change things? What utopias do we have?
90% of communication is body language. And no matter what you say, people will always believe your body. So if you smile and flirt with someone over the shoulder, even if you may not want to, and say no, they will believe your body. And voices can be trained so that I really say an energetic no and an energetic stop and that my body also expresses it. And then it has a lot of power.
Bärbel Düsing [00:09:25] "So. When I come and want to do this, I don't do it like: I somehow come forward and now hit with my little arms, but I come and I want to do this. I want to do this. That means the thing wobbles properly. I am the thing that hits here!
Birgit Halberstadt [00:10:01] "I am Birgit Halberstadt, I am 65 years old, and have been doing WenDo since 1983. At the beginning, we had three trainers who eventually left Göttingen, and we then taught WenDo as a group, as a collective in the 80s and we did it for free. It was a lot of political work, WenDo is activism, you don't take money for it… Initially, it was for women lesbians. In the 80s, the L-word was hardly mentioned. We were still fighting in the 90s to have the word lesbian included in the program. It is hard to imagine today, but it was a very taboo topic - even homosexuality was very taboo.
Ultimately, many trainers were lesbians, but not exclusively. And at the end of the 80s - beginning of the 90s, there was a sentiment that only lesbians should become WenDo trainers, because heterosexuals also sleep with the enemy. Girls came pretty quickly because obviously, there were already engaged heterosexuals who said, I want this for my daughter too. Pretty quickly, there were also WenDo courses for girls, and of course further training, because you have a different responsibility when working with children since you also have the power dynamic of adult-child. Overall, it has become more differentiated, in the sense that it became clear women can also be perpetrators. There can also be violence among women. Women are just as racist as men and among themselves. There is not the collective of women who are all the same. Not at all. There are incredibly different privileges in this society. For example, whether you have a German passport, what skin color you have, how much money your parents bring, etc. And this has increasingly become a topic. But of course, this was very controversially discussed in the WenDo courses. In my memory, around 2000, the topic slowly emerged when two or three trainers came out as trans, meaning trainers, and then it really took off, because before that racism, exclusion, women with disabilities, these topics, although discussed differently in WenDo contexts, could still somehow be managed. But when a few came out as trans masculinity, it really took off.
Ulrike Klöppel [00:13:10] Yes. My name is Ulrike Klöppel. And I am a Kung Fu trainer at. A group that is based at Trans Inter Queer e.V. Trick e.V. and also at the large association Schandau e.V. - Weg zur Quelle is the name and is the association where I learned this Kung Fu style. At Trick, it is a group intended for trans, inter, queer, and friends, with the expansion now to non-binary as well. Yes, exactly so much is only.
[00:01:20 - 02:05] So primarily, it is simply a Kung Fu training that puts a focus on being welcoming and specifically offering a place, a space for trans, inter, queer, non-binary people. Simply also from the experience that there were no martial arts spaces back then that were so explicitly open and for these groups. I think I was just the first to start explicitly opening it.
Kung Fu as such or at least the style as I understand and teach it is that it is a very soft style or round - that might be the better term for it, and that I understand it in a way that it is not about responding to a hard attack with hardness. That means, I would also say it is actually a very health-conscious training, trying to minimize injuries. And that's why I think it is also suitable for people who are possibly particularly timid about their physicality. And I think such training can really help you feel more comfortable with your physicality, develop better self-confidence. On the basis of a soft and flexible bodywork, such as having various response options ready during attacks, especially evading and going back in. Also, that always, even if I go to the side and evade first, always leaves the decision open: Do I want to take this fight at all, or do I prefer to de-escalate? These are principles that are very important to me. Apart from that, it is also about having fun in training. So we laugh a lot together.
[00:15:46]: Naigiri Ma washi tsuki!
[00:15:49]: Very good, you did great.
Veronika Springmann und Jennifer Evans Das feministische Dojo.
In: Handbuch queere Zeitgeschichten I. Räume. Transcript Verlag 2023.
Hrsg. von Andrea Rottmann, Martin Lücke, Benno Gammerl
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transcript-verlag.de/978-3-8376-6454-6/handbuch-queere-zeitgeschichten-i